Derivative Finanzmarktinstrumente
Kaufe nur, was Du verstehst
Mit derivativen Finanzmarktinstrumenten kann man viele und auch sinnvolle Investitionen tätigen. Vielleicht noch etwas mehr als sonst gilt aber der Grundsatz: Kaufe nur, was Du verstehst. Derivate kommen zuweilen in Broschüren und Plakaten in der Bank unschuldiger und witziger daher als sie sind. So entsinne ich mich zum Beispiel einer Werbung zur Fußball WM 2008, wo bei verschiedene Ergebnissen und geschossenen Toren ein Zertifikat im Wert gestiegen oder gefallen ist bzw. unter Umständen komplett wertlos geworden ist.
Dahinter steckt ein Emissionsprospekt, der in vielen Fällen nicht ganz so verständlich ist und von Mathematikern bei Banken fleißig „financial engineered“ wird. Das Ergebnis kann sich dem Verständnis des Anlegers wie übrigens auch dem des Verkäufers bei der Bank ein ganzes Stück weit entziehen, so dass die Frage angebracht ist: Warum (ver-)kauft man etwas, das man nicht versteht?
Was sind nun derivative Finanzmarktinstrumente?
Der Name kommt aus dem Lateinischen derivare: ableiten. Im Grunde handelt es sich um ein Stück Papier, bei dem der Herausgeber des Papiers, der Emittent, dafür garantiert, dass mit dem Wert des Papiers etwas passiert, wenn mit dem Basiswert (man sagt: „Underlying“) etwas passiert. Es handelt sich also auch um eine Wette auf die Entwicklung des Basiswertes und um eine Inhaberschuldverschreibung. Wenn der Herausgeber des Zertifikats nämlich pleite ist, kann man sich von der Garantie wenig kaufen. Das mussten Privatanleger, die in Deutschland Zertifikate der Investmentbank Lehman Brothers gekauft hatten, nach der Finanzkrise 2008 schmerzlich feststellen.
Derivate also auf keinen Fall?
So nun auch wieder nicht. Wenn der Emittent eine entsprechende Bonität vorweist und das derivative Instrument verständlich ist, kann es ein sinnvolles Vehikel sein. Derivative Instrumente werden zum Beispiel auch verwendet, um Rohstoffe oder überhaupt Positionen, die man im Depot hat, abzusichern. So können sich Anleger – oder Unternehmen – den Preis von heute zu einem späteren Termin sichern und müssen deswegen nicht gleich tonnenweise Rohstoffe erst verkaufen und dann später zu einem vielleicht teureren Preis neu kaufen. Derivate ermöglichen es außerdem über ein weiteres Instrument recht elegant 1:1 an der Entwicklung eines Index wie beispielsweise dem DAX oder dem Dow Jones zu partizipieren – oder aber auch Orangensaftkonzentrat, wenn man denn nun der unbedingte Überzeugung ist, dass Orangensaftkonzentrat das Investment der Stunde ist.
Es kommt drauf an
Im professionellen Rahmen sind Derivate nicht nur vorstellbar sondern etabliert und auch wichtig. Kleinanleger sollten sich an Derivate nur wagen, wenn sie viele Fragen an das Produkt gestellt haben und befriedigende Antworten bekommen haben. Insbesondere sollten sie auf das Emittentenrisiko achten, damit sie als Gläubiger am Ende nicht ohne Schuldner dastehen.
Die Sinnhaftigkeit eines Derivats hängt also frei nach Ludwig Wittgenstein von seinem Gebrauch im Finanzmarktgeschehen ab.
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